Kaum war der
Karatesport in der Familie des Deutschen Sportbundes aufgenommen,
wurde er in den 90ern von der Spaßgesellschaft als willkommenes Medium
entdeckt, den Bedarf an Egozentrik und Hedonie wohlfeil zu befriedigen.
Dieses Entern fiel nicht schwer, war doch Karate als Nischensportart in
Deutschland auf Vereinsmitglieder angewiesen, um durch Steigerung der
Mitgliederzahlen Anerkennung und Verbreitung zu finden. Der Judosport
z.B. blieb davon in den 60ern verschont, -es gab nur eine "Sorte" Judo und die wurde traditionell hammerhart, wie in Asien
üblich, in den Vereinen beübt.
Ganz anders verlief da die Entwicklung
des Karate. Schon früh begriff selbst der Laie, dass es hier eine
Vielzahl von Stilrichtungen und –arten gab, die das Karate mancherorten
schnell in eine esoterische Ecke von Beliebigkeiten abschob, -mit
entsprechender Mitgliederklientel. Schnell wandelte sich bei vielen,
auch bei so genannten in der Verantwortung stehenden "Meistern", die
Einstellung zum bisher angebotenen Training. Geprägt von
Kündigungsdrohungen und vom Dauerdruck der nunmehr nur noch zu
bespaßenden Mitgliedschaft und der ständig stattfindenden Debatten und
Nachfragen der Elternschaft, wann denn der ach so talentierte aber
völlig verkannte Nachwuchs endlich den Schwarzgurt machen kann, wurde
Karate völlig verändert. Abschlägige, zögerlich vorgebrachte Hinweise
und Verweise der nun als "Trainer" fungierenden Dojoleiter auf
einzuhaltende Karatetradition wurden als heute nicht mehr "zeitgemäße"
Einstellung, Unhöflichkeit und Inkompetenz empfunden, mit der Folge,
dass sich Vereine durch Wechsel in der Führungsriege völlig wandelten.
Sie gaben sich nun den Touch von Demokratie und neuzeitlichen
Führungsstils, oft mit dem Ergebnis, dass solche fundamentalen
Einrichtungen wie Prüfungen zu "Zahltagen" von Steigbügelhaltern
schlicht mißbraucht wurden.
Vergessen wird dabei, dass es den
Demokratiebegriff in den Regeln eines asiatischen Dojos überhaupt nicht
gibt, -übrigens auch nicht in einem Fußballregelwerk. Selbst die
Vereinssatzung, wo der "Zweck" definiert ist, wurde glatt vergessen und
im Training gibt es übrigens keine "Augenhöhe" vom Lehrer zum Schüler.
Prinzipien, dass der Karateschüler freiwillig etwas lernen will und auf
das Können des Karatelehrers angewiesen ist, erschienen da geradezu
widerlich, -entsprach diese Verbindlichkeit doch überhaupt nicht den
"modernen" Ansprüchen von Spaß und Fun. Selbst der rapide Verlust an
Technik innerhalb eines solchen "modern" geführten Vereins wurde und
wird als elitär empfunden, man zieht eben mit Korpsgeist sein Ding
durch, schließlich ist ja Karate immer und überall "das Gleiche", egal
in welchem Verein. Doch hier irrt ein Deshi, wenn er so denkt, denn es
gibt durchaus gutes und weniger gutes Karate, -zu welcher Gruppe er sich
zugehörig fühlen kann, kann er jedoch kaum selber beurteilen. Beim
Fußball ist das einfacher, -jeder kennt den Unterschied von der
Kreisliga zur Champions-League.
Aber es gab und gibt zum Glück auch noch
andere Karatevereine und andere Karatelehrer. Losgelöst von einer ggf.
völlig unqualifizierten Erwartungshaltung von Neuinteressenten, werden
diese Mitglieder schnell und nachhaltig in einen traditionellen
Karate-Übungsbetrieb integriert. Geduld, Durchhaltevermögen und
Bescheidenheit des neuen Karatekas sind hier die wichtigsten
Voraussetzungen. Der Erfolg gibt der Sache recht: Was schon seit vielen
hundert Jahren in Asien sehr gut klappt, funktioniert auch in Europa
recht gut. Es kommt nur auf den Willen und das Können an, Karate auch
richtig an die Mitglieder heran zu tragen. Dafür steht unser Verein,
"Euregio Karate Nordhorn eV." |